Kurzgeschichte – Die Greifvögel von St. Johann

Gerne möchte ich mit euch einen kleinen Text teilen, den ich geschrieben habe. Und ich hoffe, dass ich in nächster Zeit wieder mehr zum Schreiben komme. Vielleicht entstehen sogar weitere Geschichten mit und um Saarbrücken. Bis dahin, erst einmal viel Spaß mit “Die Greifvögel von St. Johann”.

Die Greifvögel von St. Johann
Benjamin Kelm

Still verharren wir auf unserem Aussichtspunkt. Manchmal sitzen wir hier Tage, manchmal auch nur wenige Minuten, bis wir uns wieder im freien Fall auf unsere Beute stürzen. Würde man es nicht anders vermuten, könnte man annehmen, dass wir uns in der Serengeti befinden. Wie wir auf abgestorbenen Bäumen sitzen und auf das nächste, kleinere Tier warten, welches wir verspeisen könnten…
Doch dies stimmt nicht ganz. Eigentlich befinden wir uns in Saarbrücken. Am St. Johanner Markt. Und wir sind auch keine mächtigen Greifvögel. Nein. Wir sind Tauben. Doch wir sind hier am St. Johanner Markt die Könige der Lüfte. Zum Observieren sitzen wir auf dem Dach des Karstadtgebäudes, mit perfekten Blick über den Markt und den angrenzenden Gebäuden.

Auf anderen Plätzen und Märkten werden wir, die Tauben, nicht gerne gesehen. Aber hier ist es anders. Die Anwohner wissen, dass wir hier sind um den Markt sauber zu halten und um auf ihn aufzupassen.

Öfters fallen Kommentare wie:
“Ohja, die Tauben, nützliche Viecher hier!”
“Ihhhhhh, eigentlich finde ich die eklig. Diese Ratten der Lüfte! Bahh! Immerhin picken die den Dreck weg.”
“Also ich mag Tiere, egal ob Hase, Maulwurf oder Taube. Hey, wir sind alle Lebewesen.”
“Süß, süß, süüüüüßßß! Taubsiiiiss!”

Kein Krümel eines Brötchens, keine Gurke eines Cheesburgers von McDonalds bleibt von uns unberührt. Wir sehen es, haben unsere Augen über Generationen hin geschult. Vor der Zeit, als wir noch nicht hier waren, war der St. Johanner Markt schmutzig und wurde von den Menschen gemieden. Dank uns ist es anders.
Heute finden hier Weihnachtsmärkte oder Feste statt. So wie zu Fasching. Dann haben wir einiges zu tun. Doch wir tun es gerne.

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